Desaster nach dem Polstermöbelkauf
Reklamationen nach dem Möbelkauf sind immer ärgerlich – sowohl für den Kunden, als auch für den Händler. Doch meist zieht der Möbelkäufer am Ende den Kürzeren, wenn er die Reklamation nicht konsequent angeht. Ich fand folgende E-Mail von Martina Hamann in meinem Postfach (Namen und Firmen sind anonymisiert):
Betreff: Desaster nach dem Polstermöbelkauf
(…) als Insider habe ich mit Interesse Ihren Ratgeber Clever Möbel kaufen gelesen. Ihre beeindruckende Darstellung des Möbelhandels hat mich dazu bewegt, meine mit einigen defekten gelieferten Polstermöbel Modell B. des Markenherstellers S. zu reklamieren. Das kuriose an dieser Geschichte ist: Es hat einen gestandenen Möbelexperten getroffen, der selbst noch nie eine Ware reklamiert hat, und der nun die Kundenseite erlebt, welcher er in seiner aktiven Zeit weniger Beachtung schenkte.
Als ehemalige Einrichtungsberaterin mit 25 Jahren Berufserfahrung im Möbelhandel hat mir jedoch in diesem Fall das unglaubliche Geschäftsgebaren der Fa. Möbel T. jeglichen Glauben an Kulanz am Kunden verlieren lassen.
Trotz Mithilfe der Verbraucherzentrale und zuletzt mit anwaltlicher Unterstützung lässt sich die Fa. T. auf keine Eingeständnisse ein. Weder ein Austausch des Möbels, noch ein Preisnachlass wird in diesem Fall akzeptiert. Den letzten Schritt einer gerichtlichen Einigung wird aus Kostengründen meinerseits nicht Erwägung gezogen. Hier die kurze Schilderung zum Sachverhalt der gelieferten Ware.
1. Das Sofagestell knarrte bei jeder Bewegung, ein behagliches Sitzen oder Liegen ohne Geräusche ist bis heute nur eingeschränkt möglich.
2. Der warentypische Toleranzbereich der Wellenbildung vom Leder auf den Sitzflächen ist durch den mangelhaften Unterbau einfach inakzeptabel. Die Rückstellkräfte des Leders waren von Anfang an nicht in der Lage, die Fasern in die ursprüngliche Position zurück zu verformen.
3. Einige der verstellbaren Rückenlehnen sind schlecht verarbeitet. Die Nähte sind schief und die Lederausschnitte für die Halterungen sind falsch platziert.
4. Die vorhandenen zusätzlichen Stützfüße unter dem Sofa hatten keinen Bodenkontakt. Von Anfang an konnte man sehen, dass die beiden Elemente unterschiedliche Höhen hatten. Dies konnte man an den unteren Blenden der beiden Elemente sehen, die einen Höhenversatz von ca. 1,5 cm hatten. Allerdings schenkte der Monteur von POS dem weniger Beachtung, stattdessen wurde das Sofa mehrmals komplett auseinander genommen.
Folgende Nachbesserungsversuche wurden durch die Fa. POS unternommen:
1. Der Sitzkomfort wurde erfolglos durch zusätzliche Unterpolsterung nachgebessert (unterschiedliche Härten identischer Sitzflächen, seitliches wegkippen).
2. Auf den Mangel der Wellenbildung im Leder wurde nicht eingegangen (der altbekannte Spruch: Leder ist ein Naturprodukt, Blabla…). Diese Art der Argumentation ist mir mehr als bekannt. Trotz hochwertiger Ledergruppe (Dickleder und lt. Herstellerbroschüre formstabil, fest und dennoch hautsympathisch).
3. Der lästigste Mangel ist das knarrende Geräusch, das auch nach 3 Nachbesserungen nicht behoben werden konnte. Um das Knarren zu beheben, wurden z.B. die Gleitschienen der Auszüge erfolglos ausgefüttert. Man erklärte daraufhin, dass insbesondere die beweglichen Teile eines Sofas nicht geräuschlos bleiben.
TV-Möbelexperte Heinz G. Günther warnt:
"90,6% aller Möbelkäufer:innen zahlen zu viel, weil Sie diese 9 Tricks der Händler nicht kennen." Mehr erfahren...
Die Fa. T. hat zuletzt nur mit anwaltlicher Hilfe ein drittes Mal die Fa. POS beauftragt, diesen Mangel zu prüfen. Vorher hat man mich lapidar darauf hingewiesen, einen Sachverständigen auf meine Kosten zu beauftragen. Bei diesem 3. Reparaturtermin wurde das Sofa nun erneut auf die knarrenden Geräusche untersucht. Zum 3. Mal wurde das Sofa auseinander genommen.
Als weitere Ursache stellte der Monteur nach weiteren Reparaturversuchen fest, dass die Sofaelemente herstellungsbedingt unterschiedliche Montagehöhen an der Eckverbindung aufweisen. Die Einhängevorrichtung zur Verbindung der Elemente wurde nun mittels Schraubenzieher in Form verbogen.
Um diesen eindeutigen Herstellungsfehler zu beheben, bohrte der Monteur in das Untergestell ein anderes Loch, entfernte einen Originalstützfuß und ersetzte diesen dann durch einen modellfremden, verstellbaren Stützfuß. Eine Lösung, die zur optischen Veränderung führte. Ursprüngliche Stützfüße waren nicht sichtbar, dieser jedoch, verändert das Erscheinungsbild nun sichtbar.
Als Argument fügte der Monteur hinzu, dass man nun bei neuerlich auftretenden Geräuschen einfach an diesem Fuß drehen soll, um diese dann zu beseitigen. Diesen Vorgang wiederholen wir nun bis heute alle 3-4 Wochen (auch eine Logik!).
Fazit: Die letztlich durchgeführte Reparatur, führte zu Veränderungen am Erscheinungsbild, die zudem mit erneuten Mängeln einhergeht. Das Sofa erhöht sich nun unschön an der hinteren Sitzfläche vom Anbausofa mit Sitzvorzug um ca. 2-3 cm. Das Auszugselement schabt nun stark am Leder der Sitzfläche des angrenzenden Elementes. Das Leder der benachbarten Sitzflächenkante wird durch das Aus- und Einschieben in absehbarer Zeit merklich beschädigt. Der Auszug wird nun vorsorglich nicht mehr genutzt, um dies zu verhindern.
Die bisher über ein Jahr andauernde Reklamation zeigt, dass entgegen aller Darstellungen in Fernsehen und anderen Medien genannten Vorgehensweisen, dem Kunden Recht zu verschaffen, in diesem Fall kläglich gescheitert sind.
Die Fa. T. hat bisher kein Einsehen gezeigt. Eine größere Arroganz und Unfreundlichkeit im Umgang mit Kunden ist mir in meiner 25-jährigen Erfahrung im Möbelhandel nicht untergekommen. Es widerspricht jeglicher Berechtigung.
Gern können Sie diesen Bericht veröffentlichen, der zeigt, dass die Fa. U. welche u.a. zum Möbelhaus T. in Köln gehört, den Kunden bei Reklamationen einfach auf übelste Weise ignoriert. Der Kunde steht bei Reklamationen allein auf weiter Flur im Möbelhaus T.! Mit freundlichen Grüßen Martina Hamann.
Ich schrieb zurück:
"Hallo Frau Hamann, das ist ja wirklich eine fast unglaubliche Geschichte, die einem die Haare zu Berge stehen lassen. Meiner Meinung nach hätten Sie die Reklamation allerdings etwas anders und konsequenter angehen müssen, so wie in unserem Ratgeber Clever Möbel kaufen beschrieben. Ferner hätten Sie viel früher einen Rechtsanwalt hinzuziehen sollen. Denn:
Die Nachbesserung oder der etwaige Austausch der Garnitur ist letztlich die Sache des Herstellers. Er gibt die Garantie und er muss für die Mängelfreiheit seiner Produkte gerade stehen. Insofern verstehe ich nicht, warum Sie es überhaupt zugelassen haben, dass POS von Möbel T. mit der Nachbesserung beauftragt wurde.
Derartig viele Nachbesserungsversuche hätten Sie überhaupt nicht dulden müssen. Soweit mir bekannt ist, dürfen Sie nach zwei erfolglosen Nachbesserungsversuchen vom Vertrag zurücktreten oder den Kaufpreis mindern."
Hinweis: Ich führe keine Rechtsberatung durch. Ich gebe hier nur meine Sicht der Dinge wieder.