Preisagenturen: Möbel kaufen mit den guten Onkels?

„Mami, wo ist mein Ball?“ ruft der kleine Bub und rennt auf dem Spielplatz suchend umher. Noch bevor Mama von ihrer Bank hochschnellen kann, steht ein Onkel bei dem Kleinen und sagt: „Komm, ich zeig ihn dir. Guck mal: Das ist aber ein schöner Ball!“. Artig bedankt sich der Bub und auch Mama, die inzwischen hinzugetreten ist, sagt Dankeschön. Ein wenig misstrauisch verlässt sie mit ihrem Schatz den Spielplatz.

Heinz G. GüntherOlaf GüntherDie Autoren: Die Möbel-Experten Heinz G. und Olaf Günther, bekannt aus über 30 TV-Reportagen in RTL, SAT1 und ARD.

Diese Spielplatzszene kommt mir in den Sinn, wenn ich beobachte, was viele Möbelkäufer bei der Suche nach ihrem Wunschmöbel erleben. Plötzlich stehen gute Onkels da. Sie halten Bälle hin, auf denen steht:

„Wir recherchieren für Sie den unschlagbar niedrigsten Preis.“ Sie wissen, wen ich meine. Es sind die Preisagenturen. Schon ihre Namen sind wie bunte Bälle.

Es reizte mich, die Bälle der Preisagenturen einmal springen zu lassen – ganz konkret. Dabei kam passend, dass gute Bekannte gerade ein neues Schlafzimmer brauchten. Sie waren in den Möbelhäusern herumgezogen und hatten schließlich bei Möbel Rieger eines gesehen, das sie unbedingt haben wollten: Modell Meran, Buche lindgrün, bestehend aus:

  • Kleiderschrank 5-türig, zwei Spiegeltüren, Beleuchtung: 918,00 €.
  • Frisierplatz mit Spiegel: 269,00 €.
  • Kombikommode: 372,00 €.
  • Bettanlage 200 x 200 cm, Aufsatz mit Spiegel und Klappen, Fußteil mit Sprossen: 645,00 €.

Summe: 2.204,00 €.
Minus 3% Skonto: 66,12 €.
Endpreis: 2.137,88 €.
Lieferung und Montage inbegriffen, Anzahlung 20%.

Meine Bekannten war gespannt darauf, was ich nun machen würde. Natürlich wusste ich es. Aber ich wollte zunächst die Preisagenturen auf die Probe stellen.

Ich klickte sie im Internet an und holte mir die Auftragsformulare auf den PC. Was die nicht alles wissen wollten! Anschrift, Telefon, Fax und E-Mail-Adresse war ja noch ok. Aber Hersteller der gewünschten Möbel? In vielen Fällen kennt der Möbelinteressent den doch gar nicht. Also tippte auch ich nur den Modellnamen Meran ein.

Siehe da, es kam wie ich vorausgesehen hatte. „Bitte geben Sie den Hersteller an“, forderten sie per E-Mail. Ohne diese Angabe sei eine Bearbeitung leider nicht möglich. Ferner wollten sie wissen, welchen Verkaufspreis mir welcher Möbelhändler bisher geboten habe.

Olaf GüntherInflation: Preisschock auch bei Möbeln

TV-Möbelexperte Olaf Günther rät:

"Wer jetzt neue Möbel kaufen möchte, muss höllisch aufpassen. Angebliche Rabatte als Lockvögel können Sie jedenfalls vergessen. Gehen Sie deshalb nach unserer bewährten 5-Schritte-Strategie vor und Sie kommen viel günstiger weg, als Sie glauben." Mehr erfahren...

Die Preisagenturen können mit den Fantasienamen der Möbelmodelle genauso wenig anfangen wie die Möbelkunden. Ist doch ganz klar: „Ich frage einfach den Möbelhändler!“, denkt sich jetzt der Leser. Er wird es erleben: Der Möbler verrät den Hersteller meistens nicht. Meinen Bekannten war es auch so ergangen. Fast barsch hatte der Verkäufer sie abfahren lassen: „Den brauchen Sie nicht. Das Schlafzimmer ist ein Verbandsmodell aus deutscher Produktion.“

War mein Spiel mit den Preisagenturen also schon zu Ende bevor es begonnen hatte?

Ich wollte aber gerne noch weitermachen. Für mich war es kein Problem, den Hersteller zu ermitteln. Ich nahm mir die Zeit, fuhr zu Möbel Rieger und wendete meine Tricks aus Clever Möbel kaufen an. Der Produzent des Schlafzimmers war:

Wiemann Möbel
49124 Georgsmarienhütte
www.oeseder-moebel-industrie.de

Diese Angabe mailte ich an die Preisagenturen. Den Händler und den Angebotspreis verschwieg ich. Soweit geht meine Liebe nicht, dass ich die Preisagenturen kostenlos mit Informationen füttere, mit denen sie dann ihre Geschäfte machen. Nach drei Tagen kam das Ergebnis. Das günstigste Angebot lautete:

  • Kaufgegenstand: Schlafzimmer Meran (Produktdaten wie oben).
  • Listenpreis: 2.102,00 €.
  • Angebot: 1.859,00 € (Möbel Hofmeister).
  • Provision: 61,00 €.
  • Meine Ersparnis: 182,00 €.

Die Preisagentur hatte also einen um 243,00 € (etwa 12%) niedrigeren Preis bei Möbel Hofmeister recherchiert. Dazu musste ich selbstverständlich den Fabrikanten selbst ermitteln und sollte noch 33% Provision zahlen. Und es würde mich nicht wundern, wenn die Agentur von Möbel Hofmeister eine zweite Provision erhalten hätte, falls es zum Kauf gekommen wäre. Nein, das macht ein cleverer Möbelkäufer viel besser.

Mit der Kaufstrategie, die wir im Ratgeber Clever Möbel kaufen veröffentlicht haben, konnte ich woanders letztlich für die gleichen Schlafzimmermöbel einen Preis von 1.670,00 € herausholen. Ohne Anzahlung und einschließlich Lieferung und Montage. Das sind 467,88 € weniger, als bei Möbel Rieger bezahlt werden sollte. Nachrichtlich für diejenigen, die immer noch gerne Prozente kaufen: 21,89%.

Und die Moral aus der Geschicht‘: Vertrau‘ dem guten Onkel nicht.

Heinz G. GüntherAbzocke beim Möbelkauf

TV-Möbelexperte Heinz G. Günther warnt:

"90,6% aller Möbelkäufer:innen zahlen zu viel, weil Sie diese 9 Tricks der Händler nicht kennen." Mehr erfahren...


Clever Möbel kaufen

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